Naturschutzhaus e.V.

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Naturschutzhaus e.V.
Wiesbaden, Rheingau-Taunus

Neuanlage von Amphibienlaichgewässern

"Es besteht ein großes Defizit an Amphibienlaichgewässern im Rheingau-Taunus-Kreis und Wiesbaden" - das war eine der Grundaussagen der Kartierung zu Amphibien und potentiellen Laichgewässern 1996/97.
Die flächendeckende Bestandsaufnahme wurde federführend vom Verein Naturschutzhaus in Zusammenarbeit mit den tätigen Kreis- und Ortsgruppen des BUND, NABU, BVNH, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, HGON, sowie einzelnen Förstern und interessierten Privatpersonen vor rund 10 Jahren durchgeführt.

Untersucht wurden damals auch punktuell der Zustand einzelner Fließgewässer, die für Negativentwicklungen erste, zum Teil schon gravierende Anzeichen sichtbar werden ließen.

Im gleichen Zug wurden auch ehemals sehr nasse Bereiche festgehalten, die durch Entwässerung einen großen Teil ihrer Funktion eingebüßt hatten, trotz dieser Maßnahmen nicht nutzbar gemacht werden konnten und heute in den meisten Fällen wieder brach gefallen sind.

Auch wurden Gebiete zumindest punktuell festgehalten, bei denen eine Biotopverbesserung mittels Laichgewässer oder Wiedervernässung im Rahmen der Vernetzung sinnvoll, möglich und notwendig wäre bzw. sein kann.

Bedingt durch die gute Zusammenarbeit mit dem LPV, den Unteren Naturschutzbehörden Bad Schwalbach und Wiesbaden konnten sporadisch schon 2002/03 kleinere Maßnahmen, meist in Handarbeit und als Projekt mit Schulen und Kindergärten umgesetzt werden.

Durch die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Tronc-Mitteln der Spielbank Wiesbaden wurde 2004 in Zusammenarbeit mit dem Rhein-Taunus-Klub, Naturschutzhaus e.V. und UNB-Wiesbaden bei Wiesbaden-Hessloch und Frauenstein dauerhafte Laichgewässer maschinell angelegt, die auch sofort angenommen wurden.

Im Jahr 2006 sind in der ehemaligen Schiefergrube Rosit (NSG) bei Nauroth im Rahmen von Pflegearbeiten mehrere kleinere bewuchsfreie Flachwasserzonen mit Teichfolie angelegt worden.

eine GeburtshelferkröteDie hier vorkommende seltene Geburtshelferkröte hatte in den Vorjahren ihren "Nachwuchs" in die damals noch vorhandenen wassergefüllten Fahrspuren einbringen können. Diese sind jedoch durch natürliche Sukzession weitgehend verschwunden, sodaß die Notwendigkeit gesehen wurde, diese mittels Teichfolie zu imitieren und somit einen Ausgleich herzustellen. Die Nachkontrolle 2007 ergab, daß die Pfützen angenommen wurden.

Dokumentiert sind beispielhaft auch einige Maßnahmen, z.B. bei Hünstetten-Görsroth, Heidenrod-Zorn und Mappershain. Hierbei handelt es sich um Mittel aus der Ausgleichsabgabe, die sinnvollerweise in verschiedene Maßnahmen vor Ort eingeflossen sind - unter anderem in die Regeneration bzw. Neuanlage von Feuchtgebieten, die eine Eignung als Amphibienlaichgewässer aufweisen sollten.

ein Bagger hebt einen Tümpel aus

Die angelegten Kleingewässer wurden bei der Maßnahme auf eine Tiefe von 150 - 200 cm gebaggert und nach einer Seite hin leicht abgeflacht. Die Gesamtwasserfläche beträgt je nach Möglichkeiten ca. 4 x 3 bis zu 4 x 5 m und wird sich im Laufe der Jahre durch Sukzession und Sedimenteintrag verringern. Die Funktion als Laichgewässer wird nach unseren Erfahrungen bei ca. 15 - 20 Jahren liegen.
Ein direkter Bachzulauf wird als negativ gesehen und ist in keinem der Fälle gegeben.

mit Wasser gefüllte Senken im WaldAls sehr positiv bewertet werden die Wasserrückhaltemaßnahmen im forstlichen Bereich in Form von vielen kleineren und größeren Flutmulden. Neben der Funktion für den Wasserhaushalt sind diese auch für z.B. Bergmolch und Salamander von großer Bedeutung, die ausnahmslos diese Kleingewässer schnell besiedelt haben.

Weitere Projekte sind schon in Bearbeitung und z.T. auch schon beantragt. Teilweise ist zumindest geplant eine Kombination aus Laichgewässer und Retentionsraum zu schaffen, soweit dies bezüglich der Eigentumsverhältnisse möglich ist. Dies soll und muß allerdings geschehen, ohne gravierende Veränderungen der Landschaft vorzunehmen.

An dieser Stelle bedanken wir uns für die schnelle und unbürokratische Bearbeitung der Anträge und Bewilligungen/Genehmigungen seitens der Unteren Naturschutzbehörde Bad Schwalbach und Wiesbaden und bei den Gemeinden Heidenrod und Hünstetten für die Bereitstellung gemeindeeigener Flächen.

An den Maßnahmen waren beteiligt:
Herr Dr. Fischer, Herr Reinhardt, Herr Dr. Berger (UNB-Bad Schwalbach), Herr Hussing (UNB-Wiesbaden), Herr Vietze (Hünstetten), Herr Kürzer (Heidenrod),
Revierförster Herren Diefenbach und Schmidt,
Firma Gemmer - Singhofen, Firma Alberti - Görsroth,
Richard Abt, Herbert Dick, Rainer Pietsch, Andrea Wittgen, Thomas Erler, Johannes Geisthardt

(Artikel online: 07.04.2008)